Donnerstag, 12. November 2015

PSOAS, der Muskel der Seele - ein wertvoller Artikel für alle YogalehrerInnen und YogaschülerInnen - mein.yoga-vidya.de - Yoga Forum und Community

Von Danielle Prohom Olson - "Ein wertvoller Artikel, den ich sofort nach dem Lesen aus dem Englischen übersetzen musste. Unwesentliches ließ ich dabei weg, weniges aus eigener Erfahrung ist mit eingeflossen" Bhajan Noam 
Der Musculus psoas ist der tiefste Muskel des menschlichen Körpers, der unser strukturelles Gleichgewicht, die Muskelintegrität, die Flexibilität, die Kraft, die Beweglichkeit der Gelenke und die Organfunktionen beeinflusst.
Auf beiden Seiten der Wirbelsäule entspringend umspannt der Psoas seitlich vom 12. Brustwirbel (T12) jeden der 5 Lendenwirbel. Von dort verläuft es abwärts durch den Unterbauch, das Beckens und endet am oberen Ende des Femur (Oberschenkelknochen).

Der Psoas ist der einzige Muskel, der die Wirbelsäule mit den Beinen verbindet. Er ist für unsere aufrechte Haltung verantwortlich und ermöglicht es, unsere Beine beim Gehen anzuheben. Ein gesund funktionierender Psoas stabilisiert die Wirbelsäule und, unterstützt vom Rumpf, bildet er eine Art Ablage für die lebenswichtigen Organe des Unterbauchs.

Die Psoas ist durch Faszien mit dem Zwerchfell verbunden, die sowohl den Atemreflex wie einen Angstreflex auslösen können, denn der Psoas ist unmittelbar mit dem Reptiliengehirn, dem ältesten Teil des Hirnstamms und des Rückenmarks, verbunden. Schon lange bevor sich Sprache oder die höhere Organisationskapazität des Cortex entwickelten, hielt das Reptiliengehirn, das für seinen Überlebensinstinkt bekannt ist, die essentiellen Kernfunktionen aufrecht.

Unser schnelllebiger moderner Lebensstil (mit ständigem Ansturm von Adrenalin auf unser sympathisches Nervensystem) bewirkt ein chronisches Triggern und Straffen des Psoas - und macht uns damit im wörtlichen Sinn bereit zu rennen oder zu kämpfen. Die Muskelkraft des Psoas hilft, in Aktion zu treten - oder sich zum Schutz wie ein Ball zusammenzurollen.

Spannen wir ständig, bedingt durch Stress oder Anspannung, den Psoas an, kann der Muskel irgendwann eine Vielzahl von schmerzhaften Erkrankungen wie Rückenschmerzen, Kreuzschmerzen, Ischias, Bandscheibenprobleme, Spondylose, Skoliose, Hüft-Degeneration, Knieschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Unfruchtbarkeit und Verdauungsproblemen auslösen.

Ein angespannter Psoas erzeugt nicht nur strukturelle Probleme, er engt die Organe ein, übt Druck auf die Nerven aus, hindert den Bewegungsfluss und beeinträchtigt die Zwerchfellatmung.

In der Tat ist der Psoas so unmittelbar an den grundlegenden physikalischen und emotionalen Reaktionen beteiligt, dass ein chronisch angespannter Psoas dem Körper kontinuierlich Gefahr signalisiert. Irgendwann können sich dabei die Nebennieren und das Immunsystem erschöpfen.

Diese Situation wird durch viele Dinge in unserem modernen Lebensstil verschärft, von Autositzen zu einengender Kleidung, von Stühlen zu Schuhen, die unsere Haltung beeinträchtigen, die natürlichen Bewegungsabläufe verändern und dabei unseren Psoas verkrampfen.

Der erste Schritt zur Pflege eines gesunden Psoas ist unnötige Spannungen und Stress abzubauen. Doch um mit dem Psoas „zu arbeiten“, sollte man nicht versuchen, die Muskeln zu kontrollieren. Die Wachheit aller Sinne zu kultivieren ist die Botschaft. Dies beinhaltet die bewusste Wahl, Achtsamkeit für seinen Körper zu entwickeln.

Ein entspannter Psoas ist ein Zeichen von spielerischem und kreativem Ausdruck. Statt des verkrampften Psoas, stets bereit zu rennen oder zu kämpfen, ist der entspannte und geschmeidige Psoas bereit, sich zu dehnen und öffnen, um zu tanzen. In vielen Yoga-Übungen (wie z. B. dem Baum) können wir durch die Enge bedingt die Oberschenkel nicht vollständig nach außen drehen, solange der Psoas nicht entspannt ist. Ein gelockerter Psoas erlaubt es, die Vorderseite der Oberschenkel zu strecken und die Beine unabhängig vom Becken zu bewegen. Ebenso ermöglich er ein freies und vollständiges Aufrichten des Rumpfes und ein Öffnen des Herzens.

Durch Förderung eines gesunden Psoas können wir wieder lebenswichtige Energien in unserem Körper entfachen, wenn wie lernen uns an die Kräfte des Universums anzubinden. Innerhalb der taoistischen Tradition wird der Psoas der Sitz oder der Muskel der Seele genannt, er umgibt den unteren "Dan Tien", das Hauptenergiezentrum des Körpers. Ein flexibler und starker Psoas ermöglicht subtile Energien durch die Knochen, Muskeln, Nerven und Gelenke fließen zu lassen.

Der Psoas, von Energie durchströmt, verbindet uns mit der Erde. Wie ein Erdungskabel verhindert er Schocks und eliminiert Energiestagnation. Befreit und geerdet kann die Wirbelsäule und der zentrale Energiekanal (Sushumna) „erwachen“. Wie die Gravitationsströme das Gewicht durch Knochen, Gewebe und Muskeln in die Erde übertragen, schickt sie die Erde zurück und die Kräfte fließen in die Beine und in die Wirbelsäule. Sie energetisieren, koordinieren und beleben die Körperhaltung,  die Bewegungen, den Ausdruck, die Gefühle und Gedanken. Es ist ein ununterbrochenes Gespräch zwischen dem Selbst, der Erde und dem Kosmos. 

Beim nächsten Üben - oder innerlich in einem stillen Moment - lohnt es sich, darauf zu achten, was der bio-intelligente Psoas einem zu erzählen hat.PSOAS, der Muskel der Seele - ein wertvoller Artikel für alle YogalehrerInnen und YogaschülerInnen - mein.yoga-vidya.de - Yoga Forum und Community

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